„… we will be searching for things far more than we will be navigating to them …“
Das ist für mich eine Schlüsselaussage in dem Artikel, der kürzlich auf TheNextWeb erschienen ist:
OS X Mavericks, iCloud and the rise of the populist file system
Die von Apple mit Mountain Lion eingeführte iCloud hat nur noch eine flache Ordnerstruktur; Evernote macht nur Spaß mit einer flachen Orderstruktur (wenngleich es natürlich andere Meinungen dazu gibt); und auch Twitter & Co leben von Schlagworten. Tagging, also die Vergabe von Schlagworten, ist immer stärker im Kommen. Und das hat gute Gründe: Die neuen mobilen Geräte und Systeme bieten intelligente Suchfunktionen, “saved searches”, und kommen zugleich mit der althergebrachten hierarchischen Struktur von Ordnern nicht gut zurecht. Außerdem lösen Schlagworte ein grundlegendes Problem von hierarchischen Strukturen, nämlich die Frage: Was, wenn eine Datei in mehreren Ordnern abgelegt werden könnte, z. B. ein Foto unter “Fotos”, “Kundenprojekt XY” und “Meine Referenzen” … (Jamie Todd Rubin hat hier einen klugen Artikel geschrieben, der das Problem gut illustriert.)
Seit ich Evernote nutze, merke ich selbst, wie ich mich auch immer mehr weg von Ordnern (dort Notizbüchern) und hin zur Verschlagwortung bewege. Ich habe sogar vor kurzem die über Jahr(zehnt)e gewachsene Ordnerstruktur an meinem Mac neu geordnet und verflacht.
Mit dem bevorstehenden OS X Mavericks wird nun endlich auch die Vergabe von Schlagworten in OS X systemweit eingeführt. Ich tippe, dass dies ein erster behutsamer Schritt seitens Apple ist, die Denkweise der Anwender in diese Richtung zu bewegen.
Wenn nun endlich die Schlagwortvergabe systemweit eingeführt wird, ist das ein kleiner Schritt für Apple, aber ein enorm großer für die Zukunft der Menschheit. … Na ja, oder so in der Art. ;)
Sollte es mit Mavericks auch möglich sein, Schlagworte sowohl “normalen” Dateien, als auch etwa Fotos und sogar E-Mails [UPDATE: E-Mails wohl eher nicht; schade] zuzuordnen, würde die Spotlight-Suche auf einen Schlag wesentlich leistungsfähiger werden. Denn so findet man endlich wirklich alle zusammen gehörenden Dateien, egal an welchem Ort sie sich befinden bzw. mit welcher Anwendung sie erstellt wurden.
Das einzige Problem wird sein, eine vernünftige Schlagwortstruktur aufzubauen und sich dann auch daran zu halten. Es macht ja wenig Sinn, z. B. mal in Einzahl und mal in Mehrzahl (haus vs. häuser), Groß-/Kleinschreibung (Apple vs. apple) oder mit Synonymen (geschenk vs. mitbringsel) zu taggen.
Und falls man hierarschische Schlagwörter nutzen möchte (was eigentlich nicht im Sinn des Erfinders ist, aber dennoch im wahren Leben sehr beliebt) es ist herausfordernd, immer an alle zusammenhängenden Schlagwörter zu denken. Beispiel “Wein”: lebensmittel > getränke > wein. (Für diese Herausforderung gibt es hier übrigens eine recht interessante Lösung.)
Aber das alles ist ein anderes Thema.
Beitragsfoto: thenextweb.com