Spotify oder Apple Music? Meine Entscheidung.

Vor Jahren bin ich mit Spotify ins Thema Musik Streaming eingestiegen und habe meine geliebte Plattensammlung in den Keller verfrachtet. Später, als es verfügbar war, habe ich mich dann aber für Apple Music entschieden. Einer der ausschlaggebenden Gründe für den Wechsel war für mich, soweit ich mich erinnere, die gute Integration ins gewohnte Apple Ökosystem, und da insbesondere die nahtlose Einbindung meiner eigenen Musik aus iTunes, also meiner jahrelang gepflegten, selbst gerippten Sammlung von Alben und CDs.

So gerne ich aber Apple Produkte und Dienste nutze, grundsätzlich würde ich hier in der alten Welt natürlich gerne eine europäische Firma unterstützen, jedenfalls wenn Angebot und Leistung vergleichbar sind. Nun hat mir kürzlich ein Freund eine tolle Funktion von Spotify gezeigt, die ich bisher nicht kannte: Wie weitere passende Titel automatisch vorgeschlagen werden, wenn man z. B. nur ein paar Songs, die man mag, in eine Playlist packt. So erhält man ganz leicht eine endlose Playlist mit Musik, die einem wahrscheinlich gerade gefällt. Das hat mich neugierig gemacht. Dazu kommt, dass ich immer wieder höre, Spotify sei mehr auf den europäischen Geschmack ausgerichtet, mit weniger Fokus auf Charts und mehr auf dem individuellen Musikgeschmack. Also dachte ich mir: Warum nicht mal wieder Spotify ausprobieren?

Hier nun mein Vergleich nach knapp drei Monaten – freilich meine ganz persönliche Sicht der Dinge. Also …

Mein Vergleich:

1.) Playlisten

Absolut genial bei Spotify ist die Ergänzung von Playlisten mit passenden Titeln am Ende, wie ich es in der Einleitung erklärt habe. ~~Das kann AM nicht.~~

[Update 2020-10-31] Mit iOS 14 wurde jetzt Endless Autoplay in Apple Music eingeführt (in der deutschen Version heißt es „Automatische Wiedergabe“)! Damit hat AM nun die gleiche Fähigkeit. Deshalb jetzt hier Gleichstand.

Gleichstand Music / Spotify

2.) Musik entdecken

Spotifys Release Radar und Discover Weekly (Mix der Woche) gibt es ähnlich auch bei Apple Music mit dem „New Music Mix“.

Jahresrückblicke bieten jetzt auch beide: Das Gegenstück zu Spotifys „Wrapped“ heisst bei AM „Replay“ (im Okt. 2020 vorerst nur in Music auf iOS, noch nicht am Mac/Catalina).

Spotify bietet sechs persönliche Mixtapes, die interessant sind (abgesehen von den schlimmen Coverbildern). Mit iOS 14 gibt es bei Apple Music nun aber auch vier Mixe.

Mittlerweile hat AM also nun in diesen wichtigen Bereichen gleichgezogen!

Gleichstand Music / Spotify

3.) Integration eigener Musik

Die Integration von eigener Musik – also z. B. selbst gerippte CDs oder Platten, die im Streaming nicht zu haben sind – ist mit der iCloud Music Library bei Apple Music noch immer viel (!) besser gelöst als bei Spotify. Das ist aus meiner Sicht ein großer Vorteil von Apple Music und zugleich Nachteil von Spotify. Das sagen die SoundGuys dazu:

(Es gibt in Spotify einen – ziemlich mühsamen – Workaround, indem man solche Titel lokal in einer Playlist auf dem iPhone speichert → Listen to local files. Vielleicht sogar über Dropbox? → All Platforms Cloud Files.)

Klarer Sieger: Music

4.) Zuletzt gehörte Songs/Titel

Zuletzt gehörte Alben oder Playlisten werden bei beiden Parteien angezeigt. Zuletzt gehörte Songs dagegen finde ich nur bei Apple Music, und das sehr einfach: Im Verlauf nach oben scrollen, et voilà. intuitiver geht’s nicht. In Spotify gibt es aber offenbar keinen, und schon gar keinen annähernd einfachen, Weg, um eine Liste der zuletzt gehörten Songtitel zu sehen. (Ansonsten gibt es diesen Trick, ist aber etwas mühsam.)

Klarer Sieger: Music

5.) Lieblingssongs-Liste

Spotify wiederum hat eine Liste namens Lieblingssongs, in der sich alle geherzten Titel befinden. Das lässt sich bei Apple nur über eine intelligente Playlist am Computer erstellen, und auch nur dann, wenn die Songs auch in der Mediathek drin sind.

Klarer Sieger: Spotify

6.) Warteschlange

Die Warteschlangen-Funktionen bei Spotify nervt. Das kann Apple Music viel besser: dort kann man einen Titel wahlweise ganz einfach an den Anfang oder ans Ende der aktuellen Warteschlange setzen. Mir völlig unverständlich, dass Spotify das nicht kann.

Offensichtlich stehe ich mit der Ansicht, dass die Warteschlange bei Spotify ziemlich undurchsichtig funktioniert, nicht alleine da → klick.

Klarer Sieger: Music

7.) Navigation

Bei Apple Music kann man praktisch überall blitzschnell ein Kontextmenü per Longpress aufrufen. Das ist simpel, schnell und intuitiv. Ich benutze es ständig. Bei Spotify geht das immer nur über die drei Punkte. Andererseits geht liken bei Spotify direkter und einfacher: Einfach das ♥︎ neben Song, Album oder Playlist antippen. Siri-Integration ist naturgemäß besser bei Apple Music, was mir als Apple User das Leben oft vereinfacht.

Knapper Sieger: Music

8.) Lyrics

Da braucht es nicht viele Worte. Hier hat Apple Music ganz klar die Nase vorn! Songtexte sind fast immer verfügbar, und die Darstellung ist bei Apple Music um Lichtjahre besser. Bei Spotify muss man schon Glück haben, um überhaupt Songtexte zu finden, und wenn, dann werden diese unterbrochen durch diverse Hintergrundinfos – was zwar nett ist, aber doch bitte nicht an dieser Stelle.

Klarer Sieger: Music

9.) Suchfunktion

Bei Music kann man auch nach Textzeilen in Lyrics suchen, um einen Song zu finden – genial!

[Update 2020-10] Spotify kann das jetzt auch!

Gleichstand Music / Spotify

10.) Genres, Künstler etc abwählen

Bei Apple Music gibt es den Menüpunkt „Weniger solche Vorschläge“. Nutze ich häufig (HipHop, Schlager, … weg damit! ;). Eine vergleichbare Funktion vermisse ich bei Spotify.

[Update 2020-10] In Spotify kann man doch Künstler und Songs ausblenden, allerdings ist die Funktion ziemlich versteckt und nicht ganz durchgängig (Cant dislike songs in Spotify?, Block artists on Spotify).

Sieger: Music

11.) Funktionalität und Design

Funktional und grafisch kommt Spotify für mich nicht an Apple Music ran. Das Design von Apple Music finde ich viel ansprechender und (mittlerweile, das war nicht immer so) auch sehr intuitiv. Meine Meinung, andere sehen das aber auch anders. Dafür ist Spotify an manchen Stellen „schlanker“ und wirkt weniger überladen; das zeigt sich vor allem unten in der Menüzeile (Stand iOS 13). Meine Wertung …

Knapper Sieger: Music

12.) Soziale Funktionen

Die sozialen Funktionen von Spotify (z. B. gemeinsame Playlisten) sind nett, nutze ich aber kaum je. Der Punkt ist nicht besonders relevant für mich. Musik teilen kann man mit beiden Kontrahenden.

Gleichstand Music / Spotify

13.) Musikkatalog

Der Katalog ist mit 50 bis 60 Mio Titeln (Stand Sept. 2020) bei beiden ähnlich umfangreich.

Gleichstand Music / Spotify

14.) Hörbücher und Podcasts

Soweit ich bisher sehen kann, sind auf beiden Plattformen ungefähr die gleichen Hörbücher verfügbar. Dass Podcasts bei Spotify integriert sind, Apple dagegen eine separate App dafür hat, ist mir eigentlich gleich.

Gleichstand Music / Spotify

15.) Pricing

Die Preisgestaltung der Standard-Angebote ist praktisch identisch. 10 € als Einzelabo, 15 € als Familien Abo bei beiden.

Spotify bietet ein Gratisangebot, das sicher für viele Hörer interessant ist, für mich nicht (Werbung nervt, und es gibt zahlreiche Einschränkungen, die ernsthaftes Musikhören unmöglich machen — nur Shuffle, Limitierung beim Überspringen etc.). Deshalb lasse das Gratisangebot hier außer acht.

Neuerdings bietet Spotify mit Duo Premium einen attraktiven Tarif für Paare, der für unsere familiäre Situation perfekt passt. Bei Apple Music dagegen gibt es das äußerst günstige Einzel-Jahresabo für 99 € (statt 12 x 9,99 €). Je nach persönlicher Situation mag der eine oder andere Pluspunkt schwerer wiegen; aber insgesamt würde ich auch hier sagen …

Gleichstand Music / Spotify

16.) Sonos-Anbindung

Natürlich kann man beide Dienste in die Sonos App einbinden und von dort aus steuern. In dem Fall fehlen aber manche Features, es bedeutet extra Lernaufwand, und funktioniert auch nicht immer ganz so gut wie direkt aus der entsprechenden Dienste-App heraus.

Aus der Spotify-App heraus lässt sich die Sonos Anlage auch direkt bespielen (Stand 2020-10 leider nicht immer ganz reibungslos). ~~Mit Apple Music ist das nicht nicht möglich. Großer Vorteil für Spotify~~ [Update 2020-10] Doch, das geht auch mit Apple Music — sofern mindestens einer der vorhandenen Sonos Lautsprecher AirPlay 2 beherrscht.

Gleichstand Music / Spotify

17.) Synchronisation des Hör-Verlaufs

Bei Spotify gibt es die Rubrik„Zuletzt gehört“, bei Music “Kürzlich gespielt“, in der die zuletzt gehörten Alben oder Playlisten gezeigt werden. Ich bin erstaunt, dass Spotify diese Informationen nicht zwischen den Geräten (iPhone – iPad – Mac) synchronisiert. Wenn ich vom iPad im Büro ins Auto umsteige und dort am iPhone weiter hören möchte, muss ich mühsam danach suchen, was ich zuvor auf dem anderen Gerät gehört habe. Bei Apple Music dagegen erscheinen meine zuletzt gehörten Sachen unter „Zuletzt gehört“, wie es sich gehört.

Sieger: Music

18.) Mediathek übertragen

Interessante Frage für Umsteiger: Kann man seine Mediathek & Playlisten etc aus Apple Musik zu Spotify übertragen und umgekehrt? → Ja (macworld.co.uk, thenextweb.com)

Gleichstand Music / Spotify

19.) Bezahlung der Künstler

Last not least noch ein Punkt fürs Gewissen (aber ohne Relevanz für meine Sterne-Bewertung): Welcher der beiden Dienste bezahlt die Künstler besser, die ja immerhin den Content liefern, ohne den es nun mal nicht geht?

(Quelle: The Trichordist, via Soundguys)

Nach dieser Quelle geht also der Punkt an Apple Musik – auch wenn man hier wohl alle Beteiligten für ihre berüchtigte Sparsamkeit kritisieren könnte.

Knapper Sieger: Music

Endergebnis:

8 : 1 für Music
(bei 9 x Unentschieden)

Mein Fazit per Stand September 2020:

Spotify ist mir sympathisch, fühlt sich irgendwie freundlich an. Die Playlisten und Empfehlungen sind unschlagbar. Tatsächlich hatte ich allein deshalb irgendwie gehofft, dass Spotify das Rennen machen würde.

Apple Musik passt aber besser zu der Art und Weise, wie ich Musik höre: mehr Fokus auf Alben, weniger auf Playlists. In funktionaler Hinsicht liegt Apple Music für mich ganz klar vorn. Das Design gefällt mir wesentlich besser, und die Bedienung empfinde ich an vielen Stellen intuitiver.

Unterm Strich ist für mich deshalb Music der klare Gewinner. Sieht man ja deutlich am klaren Ergebnis meines Vergleichs. Aber klar ist auch, dass das total subjektiv ist. Und wenn man einzelne Punkte anders gewichtet, mag das für andere anders aussehen.

[Update 2020-11-01]

Mit iOS 14 hat Apple Music weiter aufgeholt. Mit der stark verbesserten Rubrik Jetzt hören (früher Für Dich), den Mixen, der optimierten Suche, den Replay Playlisten — ganz besonders aber mit dem endlich hinzu gekommenen Feature Endless Autoplay (!!) bestätigt sich für mich, dass Music ganz klar der Dienst der Wahl für mich ist.