Als jemand, der es gerne bequem hat, sich deshalb in Apples geschlossenem Ökosystem recht wohl fühlt und auch gerne mit dem iPhone fotografiert, habe ich gerade hinsichtlich Fotoverwaltung hohe Erwartungen an Apple. Doch ausgerechnet im Bereich der Bildverwaltung kann Apple bisher nicht wirklich mit Einfachheit punkten. Es ist zwar alles vorhanden, was ein durchschnittlicher iPhone-Fotograf zur Verwaltung und Verbesserung seiner Fotos braucht – aber wirklich einfach ist es für viele Anwender nicht. Deshalb hatte ich gerade erst kürzlich zwei Artikel zu diesem Thema verfasst (die Links stehen am Ende dieses Beitrags), und auch einen speziellen Weihnachtswunsch an Apple geschickt:

“iPhoto in der iCloud”.

Die Tinte in den beiden Artikeln ist noch nicht richtig getrocknet, da sieht es tatsächlich aus, als könnte dieser Wunsch in Erfüllung gehen! Und das sogar noch vor Weihnachten. Denn neben vielen anderen interessanten Neuerungen hat Apple  auf der gestrigen Entwicklerkonferenz  WWDC genau eine solche Lösung  für den Herbst 2014 vorgestellt:

Die „iCloud Photo Library„!

Der Name mag (noch) etwas sperrig sein, [UPDATE: In Deutsch wird es „iCloud Mediathek“ heißen] aber die Lösung dahinter hört sich genau nach dem an, was ich mir gewünscht habe:

Alle Fotos werden ohne mein weiteres Zutun vollautomatisch in die iCloud geladen und dort dauerhaft gespeichert. Also ohne zeitliche, und auch ohne mengenmässige, Begrenzung. Chronologisch, sortierbar nach Jahren, Sammlungen und Momenten, ähnlich wie wir das derzeit schon in der Fotos App von iOS 7 kennen. Nur besser, nämlich vollständig, dauerhaft und standardmässig! Kein mühsames Hin-und-Her-Synchronisieren mehr. Abrufbar auf allen verbundenen Geräten (per Browser auch auf Windows-PCs). Inklusive einer leistungsfähigen Suchfunktion. Zudem werden auch recht beeindruckende Bildverbesserungsfunktionen mitgeliefert. Wenn ich es richtig verstanden habe, bleiben (wie von iPhoto gewohnt) alle Fotos weiterhin in der Original-Auflösung erhalten. Und auch bei bearbeiteten Fotos bleiben (ebenfalls wie von iPhoto gewohnt) die Originale erhalten. Beides würde ich bei einem Service dieser Art auch erwarten. Änderungen werden sofort auf alle Geräte gespiegelt. Videoclips werden ebenfalls unterstützt.

Was will man mehr? Ok: Ich würde mir wünschen, dass meine bisherigen Ereignisse, Alben, Gesichter und Orte aus iPhoto übernommen werden. Abgesehen von den Ereignissen dürfte das kein Problem sein. Wie wird das Benennen, Bewerten und Taggen von Fotos funktionieren? Werden Namen und Schlagwörter der Bilder übertragen? Dazu wurde nichts gesagt. Auch iPhoto-Projekte wie etwa Fotobücher und gespeicherte Diashows dürften kaum ihren Weg in Apples iCloud-Lösung finden; das kann man aber sicher verschmerzen, wenn man iPhoto als Werkzeug für diese Dinge auf dem Mac behält. Ich denke ohnehin, dass iPhoto als lokale Foto-Anwendung vermutlich noch eine ganze Weile parallel bestehen bleiben wird, denn auch Apple wird realistisch nicht erwarten können, dass wirklich jeder sofort seine Foto-Schätze einem Dienst in der Cloud anvertrauen wird.

Muss ein solches Angebot kostenlos sein? Ich finde nicht. Und das wird es auch nicht: Die Fotos nehmen natürlich Platz im iCloud-Speicher ein. Die gewohnten 5 GB sind zwar weiterhin frei; 5 GB dürften aber für die wenigsten reichen, und der Platz wird wohl auch weiterhin mit anderen Daten, Apps und Funktionen geteilt werden müssen. Apple hat auf der WWDC die Konditionen für größere Volumina angekündigt: 20 GB für 0,99 US$ monatlich oder 200 GB für 3,99 US$. Das ist auch im Vergleich mit Mitbewerbern sehr annehmbar, wie ich finde. (Hallo Dropbox, hört ihr mich? So langsam müsst ihr wirklich was tun mit eurem Preisgefüge!) Meine eigene iPhoto Mediathek mit etwas über 20.000 Fotos und Videoclips wiegt rd. 75 GB. Damit wird mich Apples Fotoverwaltungs-Angebot also unter 50 USD pro Jahr kosten – und dabei bleibt noch mehr als genug Luft für die nächsten 20.000 Fotos.

iCloud Photo Library wird mit Erscheinen von iOS 8 im Herbst 2014 auf allen iOS Geräten eingeführt. Für den Mac soll die entsprechende Lösung im Frühjahr 2015 nachgeliefert werden.

Für mich sieht das tatsächlich nach der ultimativen Lösung aus, die viele suchen. Spätestens dann muss sich niemand mehr Gedanken machen, wohin man aktiv seine Bilder ablegen soll, wie man sie abruft, auf welchem Gerät welche Fotos drauf sind, und wann das Gerät womöglich aus den Nähten platzt, weil der Speicher mit Fotos und Videos voll ist.

Der Vorteil gegenüber anderen Anbietern von Cloudspeicher ist, dass Apple hier eine speziell auf die Fotoverwaltung zugeschnittene Lösung anbietet. Bei den üblichen Verdächtigen wie z. B. Dropbox oder Google Drive dagegen ist die Fotoverwaltung nur ein Feature unter anderen, was man an vielen Stellen spürt. Das kann man als Nachteil sehen oder als Vorteil, es kommt auf die persönlichen Ansprüche an.

Macht euch selbst ein Bild von der Ankündigung der ‚iCloud Photo Library‘, hier im Videostream der Veranstaltung: Etwa ab Minute 73:30 geht es um dieses Thema.

Wie schon gesagt: Das heisst nicht, dass die in Teil 2 angesprochene Lösung mit Dropbox & Carousel deshalb eine schlechte wäre. Bis zum Erscheinen von iCloud Photo Library ist das auf jeden Fall noch immer meine Empfehlung für jeden, der es sich leicht machen möchte.

 


Frühere Artikel aus der Serie: