Jeder Globetrotter kennt das leidige Thema. Anlässlich eines längeren Aufenthalts Down Under stand ich vor der Frage, wie ich dort mit meinem iPhone mobil ins Internet komme, ohne mich in kürzester Zeit zu ruinieren. Ohne iPhone bin ich schon zu Hause kaum überlebensfähig, und gerade auf Reisen leistet das Smartphone mit mobilem Internetzugang viele wertvolle Dienste. Eine Lösung musste also her.

Um zu erkennen, dass Roaming – und insbes. Datenroaming – mit der deutschen SIM-Karte nicht in Frage kommt, dafür genügt ein kurzer Blick in die Preisliste. Schnell ist auch klar, dass eine australische Prepaid-Karte mit ausreichend Datenvolumen das einzig Sinnvolle ist. Daraus folgt allerdings das nächste Problem: Mit australischer SIM im Gerät ist man unter der bekannten Telefonnummer nicht mehr erreichbar. Wenn man allerdings zuhause einen Festnetzanschluss und eine Fritzbox 7390 besitzt (oder eine andere Telefonanlage, mit der man AB-Nachrichten als Mail-Anhang automatisch versenden kann), dann gibt es einen Workaround, den ich euch nachfolgend unter Punkt 2.) beschreibe:

Also …

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1.) Australische SIM-Karte besorgen

Noch zuhause in Deutschland habe ich mich im Internet über australische SIM-Karten informiert. Beim Australien-Spezialisten Reisebine.de habe ich das “SIM Smartphone Pack“ entdeckt, das für meine Zwecke genau richtig war: Telefon und mobile Internet-„Flat” für 30-Tage, 3,8 GB Datenguthaben, nachladbar. Gefunkt wird im Netz von Telstra, nach meinen Recherchen das beste Netz in AUS. Auch eine Nano-SIM für’s iPhone 5 ist zu haben. Der Anbieter verschickt die Karten nach Deutschland, aber man kann auch an eine Adresse in Aussie liefern lassen.

Natürlich gibt es auch andere Anbieter, wie immer ist Google dein Freund. Und natürlich kann man sich die Karte auch vor Ort beschaffen, wenn man dort den Zeitaufwand nicht scheut.

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2.) Ankommende Mobil-Anrufe zum Festnetz-AB umleiten und die Aufnahmen automatisch per E-Mail an mich senden

Solange sich dann die ausländische SIM-Karte im iPhone befindet, ist man unter der deutschen Handynummer nicht erreichbar. Was also unternehmen? Da ich stolzer Besitzer eines Festnetztelefons und einer Fritzbox 7390 bin, habe ich unmittelbar vor Abreise und noch im deutschen Netz (s.u.) auf dem iPhone eine „absolute” Umleitung (**21*Zielrufnummer#) zu meiner Festnetznummer eingerichtet. Die nachfolgende Meldung bestätigt, dass es funktioniert hat:

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Eine “absolute” Umleitung ist nichts anderes als eine Rufumleitung, die auf jeden Fall wirken soll – im Gegensatz zu einer “bedingten” Umleitung, die an Bedingungen geknüpft ist wie “nicht erreichbar” o.ä. Mit einer „absoluten“ Umleitung fallen im Ausland keine bzw. nur relativ geringe Kosten an (aber unbedingt abklären mit dem heimischen Anbieter!).

Im Telefon-Setup der Fritzbox 7390 habe ich dann noch eingestellt, dass alle Anrufbeantworter-Aufnahmen sofort per Mail an mich gesendet werden (Telefonie > Anrufbeantworter > Einstellungen: Nachrichten per Mail versenden). Voilà. Problem gelöst. Alle Festnetz- und Mobilanrufe erreichen mich von nun an per E-Mail!

Sehr wichtig dabei:

Wenn man bei der nächsten Rechnung keine bösen Überraschungen erleben möchte, muss man auf alle Fälle vermeiden, dass sich die deutsche SIM nach der Einrichtung der Umleitung im ausländischen Netz einbucht! Man muss die absolute Umleitung also unbedingt noch vor Abreise im deutschen Netz einrichten, und darf dann im Ausland keinesfalls mehr die deutsche SIM benutzen! Andernfalls würde – so hat es mir mein Provider Congstar erklärt – jegliche Art von Umleitung erhebliche Kosten verursachen, weil Umleitungen *immer* über das Netz laufen, an dem die Karte zuletzt eingebucht war! Auch absolute Umleitungen! Wenn sich die deutsche SIM also nur ein einziges Mal im Ausland einbuchen würde, kämen alle nachfolgenden Anrufe erst im ausländischen Netz an und würden von da dann wieder zurück aufs heimatliche Festnetz umgeleitet. Teurer Spaß!

Ich hatte es zwar bisher immer so verstanden, dass eine absolute – also nicht eine bedingte – Rufumleitung überhaupt keine oder maximal die heimatlichen Telefonkosten verursacht. Es gibt dazu offensichtlich erhebliche Unklarheiten und Mißverständnisse und man liest im Web auch verschiedene Auffassungen. Aber nach einigen Nachfragen bei Congstar trifft das oben Gesagte auf absolute Umleitungen ebenso zu wie auf bedingte. Es ist wohl so: Wenn man eine absolute Umleitung einrichtet und dann strikt vermeidet, dass sich die SIM-Karte danach noch in ein ausländisches Netz einbucht, wird jeder Anruf innerhalb D bedingungslos und unmittelbar an die Zielnummer geleitet. Bei einer bedingten Umleitung muss immer erst bei der SIM-Karte angefragt werden, sonst macht das ja keinen Sinn; und die muss dazu im Zweifel aktiv sein.

Zusammengefasst: Am Besten nimmt man die deutsche SIM-Karte zuhause schon raus und lässt sie auch dort; im Reiseland angekommen steckt man dann die ausländische SIM rein und verwendet ausschließlich diese. Den wichtigsten Leuten zuhause kann man ja die lokale Handynummer geben für Notfälle. Ankommende Anrufe sind ja durch den AB-Weiterleitungs-Trick gelöst.

Und was ist mit SMS?

Für SMS-Textnachrichten an die bekannte Nummer habe ich bei diesem Setup keine gute Lösung gefunden. Um Textnachrichten zu checken, die an meine gewohnte Nummer gehen, lege ich deshalb alle paar Tage mal die Congstar-SIM ein. Nein: die Congstar-SIM darf ich ja im Ausland nicht einlegen – s.o.! Also muss man entweder auf SMS-Alternativen ausweichen, etwa Facebook Messenger oder WhatsApp, oder über die ausländische Karte texten.

Innerhalb der EU

kann man sich den ganzen Zirkus sicherlich sparen, denn hier sind die Roamingtarife in den letzten Jahren und Monaten durchaus in erträgliche Regionen gerutscht (Bei Congstar kostet z.B. aktuell der EU-DayPass 2,90 für 50MB/Tag). Aber außerhalb der EU kommt man um solche Tricksereien leider immer noch nicht herum. Die Welt mag zusammenwachsen. Aber bis zur Telekommunikation hat sich das eben noch nicht herumgesprochen.


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Zusatz-Tipp Onavo Extend

Wer keine Probleme damit hat, dass diese App mittlerweile zu Facebook gehört und der Datenverkehr über fremde Server geleitet wird, für den bietet sich Onavo Extend an. Kurz gesagt „schrumpft“ Onavo Extend die Daten ein, je nach Art mehr oder weniger effektiv. Ich setze die App schon seit längerer Zeit ein und kann damit mein Datenvolumen tatsächlich deutlich erhöhen. Gerade für Datenroaming im Ausland ist das ganz besonders interessant! Eine Verlangsamung habe ich in der Praxis bisher nicht bemerkt, die Reduzierung der Datenmenge scheint wohl den kleinen digitalen Umweg wieder zu kompensieren.


Ah ja: Falls jemand die Rufumleitung wieder ausschalten möchte: ##21#

Diese und andere Optionen sind am iPhone übrigens auch unter Einstellungen > Telefon zu finden:

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Quellen und Infos:

 

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